„Alternative Heilmethoden“ umfassen im gängigen Sprachgebrauch alle Heilverfahren, die nicht der klassischen Schulmedizin zuzuordnen sind, wie z.B. Homöopathie, Naturheilkunde und die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), zu der auch die Akupunktur zählt. Die klassische Schulmedizin wird meist als ein etabliertes, wissenschaftlich fundiertes System betrachtet, während die alternativen Methoden häufig mit einem Mangel an wissenschaftlicher Fundierung und ausgeprägter Emotionalität assoziiert werden. Somit scheinen sich zunächst zwei völlig verschiedene und konkurrierende Systeme gegenüberzustehen.
In der letzten Zeit setzt sich zunehmend eine offenere und tolerantere Sichtweise durch. Alternative Heilmethoden gewinnen an Ansehen und Akzeptanz, es etablieren sich vermehrt Praxen und Kliniken in diesem Bereich.
Trotz der weiterhin unumstrittenen Relevanz der Schulmedizin wird diese nicht mehr völlig kritiklos betrachtet und viele Patienten suchen Heilung durch alternative Methoden, die den Menschen in seiner Ganzheit betrachten und sich nicht im Wesentlichen auf die Bekämpfung einzelner Symptome konzentrieren. Der Zusammenhang von Körper, Geist und Seele sowie die Relevanz der Aktivierung von Selbstheilungskräften rücken in den Vordergrund. Die Disziplinen nähern sich an, die strenge Entweder-Oder-Trennung weicht auf.
Die Bezeichnung „Komplementärmedizin“ gewinnt an Bedeutung und scheint den Begriff „Alternative Heilmethoden“ abzulösen.
Antwort:
Komplementär bedeutet soviel wie „Ergänzung“ oder „etwas komplettieren“. Wenn der gesamten Alternativmedizin der Begriff „Komplementärmedizin“ übergestülpt werden soll, geht man offenbar bereits davon aus, das naturheilkundliche Therapien die Schulmedizin ergänzen. Ist das so?
Natürlich wäre das absurd! „Homöopathie“ ergänzt Schulmedizin? Das ist wie: Feuer ergänzt Wasser. Galens Prinzip "contraria contrariis" in der Schulmedizin widerspricht dem Gesetz der Homöopathie: similia similibus curentur, Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden, gänzlich. Da gibt es kein Vertun! Wenn man es richtig macht, übt man entweder das eine (Homöopathie) aus oder das andere (Schulmedizin).
Natürlich registriere ich auch eine wachsende Bereitschaft bei Patienten und bei Ärzten, alternativen Heilmethoden mehr Raum zu geben. Aber wie soll das gehen? Die richtige Anwendung von Naturheilverfahren setzt nicht nur die Kenntnis einer Therapie voraus. Man muss auch ein bestimmtes, im Falle der Anwendung einer naturheilkundlichen Therapie, holistisches Verständnis über Krankheitszusammenhänge und Heilungswege, haben. Außerdem beruht z.B. im Falle der Homöopathie die richtige Anwendung dieser Therapie auf einem aufwendigen Verfahren der Anamnese und Arzneimittelfindung, für das Zeit (und Erfahrung!) benötigt werden. Die durchschnittliche Verweildauer eines Patienten beim Arzt liegt aber bei 7 bis max. 10 Minuten. Homöopathie ja, aber im Schnellverfahren?
Die Anstrengungen Verfahren der Mittelfindung in der Homöopathie zu vereinfachen sind auch nicht übersehbar. Aber was kommt dabei raus? Abweichungen, die das Prinzip der Homöopathie und damit deren Wirksamkeit infrage stellen. Viele Behandler, die sich auf kurzem Wege dem Trend Homöopathie anschließen wollen, ersetzen die Anamnese durch physikalische Messungen, Bioresonanzverfahren, bestimmte Irisdiagnoseverfahren (Das Rezept aus dem Auge!) oder sie therapieren nach „bewährten Rezepten“ (wie: „bei Husten hat immer Drosera geholfen!“ usf.). Die Anwendung von homöopathischen Komplexmitteln 1 basiert ja längst auf solchen Grundlage und vorgegebenen Indikationen. Das ist weit von der klassischen Homöopathie entfernt. Ich kann einen Therapeuten, der Komplexmittel anwendet, nicht als Homöopathen bezeichnen.
Also wenn komplementär , dann in dem Sinne:“ Jeder macht das, was er am Besten kann“. Aber darum geht es ja nicht wirklich. Oder? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass durch die Attraktivität der Natur- oder Erfahrungsheilkunde, wie z.B. der Homöopathie, sich für Ärzte eher eine Konkurrenzsituation im Kampf um Patienten entwickelt. Da entsteht ein sozialer Konflikt und keinesfalls Bestrebungen nach einer gleichberechtigten Komplementärsituation.
Tatsächlich besteht eine reale Gefahr , dass die naturheilkundlichen bzw. erfahrungsheilkundlichen Therapieverfahren von der Schulmedizin vereinnahmt werden. Der Begriff „Komplementärmedizin“ ist nur ein Schritt. Sie formen, was sie in die Hände bekommen, nach ihrem Denken um. Sie machen aus einem naturheilkundlichen, ganzheitlichen Konzept eine schulmedizinische Anwendung. Und bevor jemand diesen Prozess überhaupt bemerkt und kritisch hinterfragt, sind Homöopathie, Akupunktur, Ohrakupunktur und all die anderen natürlichen Heilansätze in ihr medizinisches Konzept und Denken gepresst, auf Symptomebene reduziert und damit unkenntlich. Diese Wortkreation „Komplementärmedizin“ soll uns einen ganzheitlichen medizinischen Blickwinkel unter Würdigung aller therapeutischen Möglichkeiten suggerieren. Achtung! Sie betreiben Schulmedizin. Da ist es gleichgültig, ob die Arzneien natürlich Ursprungs sind oder durch die Pharmaindustrie gestylt wurden.
Antwort:
Für mich zählen naturheikundliche Heilverfahren keineswegs zur Komplementärmedizin. Ich wehre mich gegen eine solche Vereinnahmung.
Um zur Seriosität von Naturheilverfahren zu kommen. Was ist eigentlich gemeint?
Offenbar geht es um die Frage, ob Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen mit dem Ziel der Heilung, der Beseitigung oder Linderung der Symptome und der Wiederherstellung der körperlichen oder psychischen Funktion, von Erfolg sein werden. Wie soll ein Patient, ein Laie gar, das alles erkennen?
Und in diesem Zusammenhang sollte er noch einschätzen, in welchem Maße medizinische Maßnahmen Nebenwirkung erzeugen und welche Auswirkungen für die Gesundheit der Person zu erwarten sind. Das ist ja auch noch von Interesse!?
Da hat der Laie Pech. Es gibt keine objektiven, allen gleichermaßen zur Verfügung stehenden Bewertungskriterien für die Wirksamkeit einzelner Therapien. Der Patient benötigt jetzt kompetenten Rat und ich meine damit nicht den aus der Apothekerzeitung.
Aber selbst wenn ein ausreichendes Wissen über naturheilkundliche Therapien existierte, wäre ihm nicht geholfen, denn über die Wirksamkeit einer der angesprochenen Therapien entscheidet letztlich das Können des diese Therapien anwendenden Therapeuten. Die Akzeptanz einer Therapie durch den Patienten kann also nur über das Können und das Wissen des jeweiligen Behandlers aufgebaut werden.
Antwort:
Wenden wir uns zunächst dem Begriff „Wissenschaft“ zu. Das ist nach allgemeiner Auffassung die Erweiterung des Wissens durch Forschung, dessen Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird und die Gesamtheit des so generierten Wissens. Die wesentlichen Komponenten sind die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren systematische Dokumentation und letztlich die Weitergabe des Wissen.
Was bedeutet dann „Unwissenschaftlichkeit“? Ich nehme an, unwissenschaftlich ist es, wenn Wissen in nicht gesellschaftlich anerkannten Strukturen entwickelt und weitergegeben wird. Ist es das? Ist das einzige Kriterium für die Gültigkeit des erworbenen und hilfreich angewendeten Wissens seine Wissenschaftlichkeit? Tatsächlich kommt es mir so vor, als würde der Begriff „Unwissenschaftlich“ benutzt wie ein Schimpfwort, eine Abschätzigkeit gegenüber den Dingen, die keiner so richtig begreift.
Ich kann auf solche Begrifflichkeiten verzichten. Die wirkliche Frage in der Medizin ist : „Hilft es oder hilft es nicht!“. Und wenn es um die Bewertung naturheilkundlicher Heilverfahren geht, neige ich zu der einzig wahren Aussage: „Das Kriterium für die Wahrheit ist die Praxis“. Das hat Marx gesagt. Und für W.W. Bartley ist die Frage nach der Wissenschaft überhaupt zweitrangig gegenüber der Frage nach der Vernunft.
Wenn es also um die Bewertung der Ergebnisse des jeweiligen Handelns geht, muss man die Methoden und Strategien kennen und ein Ziel definieren, an dem man deren Wirksamkeit messen kann. Das heißt, wenn ich mit Hilfe einer bestimmten, jederzeit genauso und nicht anders anzuwendenden Strategie mein Ziel, nämlich Heilung, immer wieder erreiche, dann sind in meinen Augen Weg und Ziel objektiv bewertbar. Das ist reine Vernunft. Diese Grundlagen und die therapeutischen Strategien von Akupunktur über Homöopathie bis zur jüngst entdeckten Ohrakupunktur sind natürlich auch Gegenstand der Verbreitung dieses Wissens. Hahnemann hat seine Schüler gemahnt,:“ Macht`s nach, aber macht`s genau nach!“ und meinte damit den festgelegten, immer wieder erprobten, rationalen Weg zur Mittelfindung und die Anwendung des Wissens über die Zusammenhänge und Bewertung von Krankheitszuständen.
Im Übrigen ist es mir egal, ob nach einer Heilung behauptet wird, sie wäre auf einen Placeboeffekt zurückzuführen. Ich mache etwas mit dem Ziel, eine Heilung zu erzielen und habe alles richtig gemacht, wenn die Heilung eintritt. Heilung ist nachweisbar und jemand, der auf diese Weise erfolgreich handelt, hat Recht! Und der Placebo-Effekt ist nur etwas, was ein Dritter, der das, was er gesehen hat, nicht begriffen hat, sich gerade noch vorstellen kann.
4. Frage:
Steht ein Patient vor der Wahl der Behandlungsmöglichkeit, in welchem Fall empfehlen Sie, eine alternative Heilmethode zu wählen; und wer sollte besser zu einem Schulmediziner gehen?
Antwort:
Soweit es mein eigenes Handeln betrifft, setzt eine solche Entscheidung eine ausreichende Kenntnis des Krankheitsfalles und die richtige Einschätzung der eigenen Möglichkeiten voraus. Mein Rat ist also das Ergebnis der Abwägung meiner Möglichkeiten in Betrachtung eines bestimmten Falles.
Was die Entscheidung des Patienten betrifft, sollte der zur „Schulmedizin“ gehen, der kein Vertrauen zur Naturheilkunde hat. Angst ist ein schlechter Ratgeber und würde die Behandlung behindern.
Antwort:
Selbstverständlich! Ein gebrochenes Bein muss gerichtet und geschient werden! Es gibt da eine Menge Situationen, in denen ein Heiler seiner Verantwortung nur dadurch nachkommt, in dem er andere, kompetentere Spezialisten In die Betrachtung und Behandlung des Krankheitsfalles einbezieht.
Indem er sich mit diesen Therapien und seiner Krankheit soweit ausreichend auseinandersetzt, dass er in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Ist das das Ziel? Und wäre das nur im Ansatz realistisch? Natürlich nicht. Tatsächlich wird der Patient, der das versucht, viele „Wahrheiten“ erfahren. Und am Ende wird er das glauben, was er begreift. Ich denke, es wäre besser, wenn er seinem Heiler vertraut.
Aber wie auch immer. Die Entscheidung, die er endlich trifft, wird sicher von der Überzeugung getragen sein, dies sei jetzt die richtige Entscheidung. Und diese Grundüberzeugung ist für einen Heilerfolg wesentlicher, als die Frage, ob es tatsächlich die beste Entscheidung war. Das sollte man, ist der Weg einmal beschritten, nicht mehr hinterfragen. Vorausgesetzt natürlich, die Entscheidung war eine von mehreren richtigen Entscheidungen.
Antwort:
Der selbstbewusste Patient ist in der Lage einzuschätzen, ob und wie sich die Maßnahmen des Therapeuten auswirken. Bei den Heilpraktikern ist es längst Realität: der Patient kommt wieder, wenn ihm geholfen wurde.
Scharlatane haben in unserem Bereich einfach keinen Erfolg. Es sei denn, man betrachtet „Handauflegen“ oder das „Besprechen von Warzen“ als Werk eines Scharlatans. Ich sehe das anders. In meinen Augen ist jemand, der mir vorspiegelt er können mir helfen und es stellt sich heraus, er hat überhaupt keine Ahnung, ein Scharlatan. Das gibt es aber nicht nur im naturheilkundlichen Dienstleistungssektor. Die Frage, die dann bleibt, ist die nach den eigentlichen Folgen einer Behandlung.
Antwort:
Nach dem Bundesseuchengesetz und durch andere, den Heilpraktikerstand betreffende Gesetze, ist die Tätigkeit des Heilpraktikers eingeschränkt. Das betrifft mich wie alle anderen Heilpraktiker.
Für die Therapien, die ich anwende, das sind im Schwerpunkt: Homöopathie, Akupunktur, Ohrakupunktur und Phytotherapie, sehe ich für mein Handeln grundsätzlich keine Einschränkungen. Mein Spezialgebiet ist der Mensch!
Ich vermute aber, das die Frage auf allgemeine, schulmedizinische Begrifflichkeiten (von Krankheiten) abzielt. Krankheitsbezeichnungen wie „Pankreatitis“,“Eklampsie“, „Nephralgie“, „Prostatis“ oder „Phthisis florida“ und dergleichen Unsäglichkeiten mehr, sind nur symptomatische Erscheinungen. Es geht immer um das Ganze. Das, was die Schulmedizin als Krankheit bezeichnet, ist nur das Ergebnis einer Krankheit der Person. Insofern sind Therapien, die auf diesen Gesamtprozess zugreifen können, immer die richtigen Therapien.
1 Mehrere homöopathische Mittel mit ähnlicher Indikation, wie Husten, Schnupfen, Heuschnupfen usw., werden in einer Arznei unter der Überschrift „Erkältungskrankheiten“ zu einem Komplexmittel zusammengefasst!
Fragen zum Inhalt richten Sie bitte an:info@ak-ohrakupunktur.de
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